Bei Michael Wetzel siegt die Vernunft - Triathlet lässt den Ermstal-Marathon sausen

Gepostet am: 11.07.2013 09:28:21

Er ist auf dem Weg der Besserung, für einen Start beim Ermstal-Marathon reicht es aber noch nicht. Der Neuhäuser Triathlet Michael Wetzel nimmt mit lädierter Achillessehne die Zuschauerrolle ein.Es tut weh, verdammt weh. Die Achillessehne weniger, die Michael Wetzel beim Ironman in Nizza so zu schaffen gemacht hat. Aber jetzt muss der Triathlon-Profi beim Ermstal-Marathon zugucken - ausgerechnet bei seinem Heimrennen. Es wurde an dieser Stelle schon viel über Lokalmatadoren geschrieben, die an der Strecke wohnen. Das ist aber fast immer im übertragenen Sinne gemeint. Einen gibt es, bei dem sie haarscharf an der Haustür vorbei führt - Michael Wetzel eben.

"Natürlich werde ich zuschauen", sagte er gestern. Für den Vorschlag, als Streckenposten in Erscheinung zu treten, praktisch von der Terrasse aus mittels Gartenschlauch die Läuferschar abzukühlen, konnte er sich nicht auf Anhieb erwärmen - er überlegt es sich aber.

Überlegt hat es sich der 29-Jährige auch längere Zeit, ob es eventuell vielleicht doch mit einem Start klappen könnte. "Ich habe mich entschieden, vernünftig zu sein." Das kam nach langem Grübeln heraus und dass das gar nicht leicht ist, hat Wetzel jüngst bei einem Triathlon-Liga-Wettkampf in Welzheim gemerkt. Dort war die Laufstrecke mit 5,4 Kilometer zwar recht überschaubar, der Ehrgeiz des blonden Schlackses indes nicht. Bald ertappte er sich dabei, dass die Beine schneller rannten, als es der Kopf eigentlich vorgegeben hatte. "Es lief noch nicht optimal", sagt der Athlet des AST Süßen im Nachhinein.

Deshalb wird er sich nun am Sontag beim Ermstal-Marathon mit der Zuschauerrolle begnügen, quasi die Beine hochlegen, während die anderen auf der Jagd nach guten Zeiten am schmucken Wetzelschen Anwesen in Neuhausen vorbeirennen. Geschuldet ist die sonntägliche Inaktivität auch der Tatsache, dass für Michael Wetzel in den nächsten Wochen noch einiges auf dem Stundenplan steht. So wird er mit der AST-Mannschaft am 20. Juli beim Liga-Wettkampf in Schluchsee vorstellig. Am 28. Juli folgt dann mit dem Ironman in Zürich das nächste Highlight. Darauf ist alles ausgerichtet - und wohl nur deshalb siegte die Vernunft.

Michael Wetzel war als Amateur schon auf Hawaii, als Profi noch nicht. "Es müsste schon optimal laufen", schätzt er seine Qualifikations-Möglichkeiten realistisch ein. Freilich nicht nur Laufen, auch Rad fahren und Schwimmen werden beim Triathlon abgefragt, das Laufen mit defekter rechter Achillessehne ist derzeit aber einfach das Problem. Und in der Schweiz muss sie über 42,195 Kilometer halten.

Im Kona Pro Ranking, wo die Punkte für Hawaii gesammelt werden, wird Wetzel derzeit mit 2530 Zählern auf Rang 65 gelistet. Bis Ende Juli sollte auf der Reise nach Hawaii die Top 40 erreicht sein. Dafür sind etwa 3500 Punkte veranschlagt. Grob überschlagen, Ergebnisse der Konkurrenten einmal außer Acht gelassen, müsste er ungefähr auf dem siebten Platz ankommen. Und das geht nur, wenn die Beine mitmachen. Die Pause am Wochenende tut trotzdem weh. (SWP/11.07.2013)