Es sind Rekorde fällig
Es sind Rekorde fällig
05.07.2025
Mit der Teilnehmerzahl stößt der Veranstalter in eine neue Dimension vor. Läuferinnen und Läufer haben mit diversen Streckenrekorden ähnliches vor.
Es wird sein wie fast immer: Das Wetter so gut, dass es fast schon wieder zu gut ist, weil die Sonne erbarmungslos auf die Strecke des Ermstal-Marathons zwischen Metzingen und Bad Urach knallt. Eine Strapaze für die Teilnehmenden und eine Herausforderung für jene, die sich an der Strecke nicht nur aufs Anfeuern beschränken, sondern dafür Sorge tragen, dass es für die Läuferschar einigermaßen erträglich wird. Der Wasserverbrauch wird am Sonntag, 13. Juli, hoch sein. Gartenschläuche und ganze Wasserstationen sorgen für einen Hauch von Abkühlung. Das Engagement an der Strecke wird von jenen, die sich im Laufzirkus auskennen, als absolut einzigartig gelobt. 300 ehrenamtliche Helfer hat der Veranstalter zudem im Einsatz. Auch die geben alles – besonders Wasser.
Organisator Michael Koch preschte schon früh mit der Aussage vor: Es können 3000 Teilnehmer werden. War dann ob seines Optimismus selbst ein bisschen erstaunt, wähnt sich mittlerweile aber exakt auf dem richtigen Weg. Das Wetter kann er (noch) nicht beeinflussen, ist aber aufmerksamer Beobachter sämtlicher Wetter-Apps. Weit über 30 Grad waren es diese Woche schon, knapp über den 30 einen Tag später. „Jetzt sind wir bei 27“, hat er am Freitag freudestrahlend verkündet. Mal gucken, wie es wird. Nur der Sonntag zählt.
Auch die Läuferinnen und Läufer, die sich im Halbmarathon, im Zehn-Kilometer-Lauf und über fünf Kilometer ins Gefecht stürzen, werden sich mit den neuesten Daten versorgen. Schließlich müssen sie auf schattenloser Strecke damit zurechtkommen – und ankommen. Freilich gibt es da verschiedenen Herangehensweisen. Ziemlich offensiv nimmt Leah Hanle die Sache. „Ich hätte schon Lust, den Streckenrekord unter die 34 Minuten zu drücken“, hat die 27-Jährige verkündet. In Sachen Streckenrekord macht man ihr sowieso so leicht nichts vor. 2022 hat sie nach ihrer Studienzeit in den USA zum ersten Mal teilgenommen und über die zehn Kilometer triumphiert. Der Streckenrekord von 34:48 Minuten hielt genau ein Jahr, dann hatte ihn Leah Hanle höchstselbst auf 34:02 gedrückt. Im vergangenen Jahr hat sie Sieg Nummer drei bei ihrem Lieblingsrennen hinzugefügt. „Es war trotzdem wieder überragend“, kommentierte sie ihre 34:16 Minuten. Der dritte Rekord war damit aufgeschoben und soll nun unter die 34-er-Marke gedrückt werden. Sofern der Trainer im Hinblick auf anstehende Wettkämpfe nichts dagegen hat. Das Wetter macht der Frohnatur aus Holzelfingen im übrigen gar nichts aus. Sie mag es heiß. Sollte es knapp über 20 Grad haben, können durchaus schon die Handschuhe zum Einsatz kommen.
Die nötige Begleitung schnappt sie sich bei den Jungs. Einer wird schon dabei sein, dessen Tempo ihr behagt. Auf alle Fälle wird Bruder Simon mit an der Startlinie stehen. Eigentlich ist er Fußballer, aber auch ein sehr guter Läufer. An den schnellsten Männern kann sich Leah Hanle nicht orientieren, die haben aber ein Ziel mit ihr gemeinsam: die Verbesserung des Streckenrekords. Der gehört aktuell Dominik Notz, der ihn 2024 auf 30:45 Minuten gedrückt hat. Auch er hat an der eigenen Bestleistung gefeilt, die zuvor bei 30:51 gestanden ist.
In diesem Fall geht es um den richtigen Mitläufer. „Mit Silvan Rauscher rechne ich schon“, hatte Dominik Notz, aus Dettingen stammend, beim Interview gesagt. Und weil das noch nicht sicher war, wurde sofort kontaktet.
Einen Tag später kam die Antwort aus Münsingen. „Klar bin ich dabei und ich will den Zehner gewinnen, am besten mit Streckenrekord“, lautet die unmissverständliche Ansage. Und auf die „große Klappe“ sollen Taten folgen. Doppelt hatte Rauscher zuvor gewonnen, ehe Kumpel „Dome“ den Triple-Plan durchkreuzte. Wenn das Duo zusammen auf Rekordjagd geht, muss der Veranstalter mit allem rechnen. Zum Beispiel mit der Prämie für den Streckenrekord. Wie wichtig Rauscher das Rennen ist, zeigt die Tatsache, dass er im Hinblick auf die Marathon-Vorbereitung (Berlin am 21. September) nicht einmal in Erwägung gezogen hat, einen halben als Härtetest einzubauen. „Ich will mit Dome laufen und ich will diesen Zehner.“ Der Zehner, bei dem es von Bad Urach aus ermstalabwärts geht.
Und dieses Gefühl gönnt sich auch Anthony Tomsich. Allerdings nimmt der Tübinger gehörigen Anlauf von Metzingen aus. Der Halbmarathon sei auch dem Alter geschuldet, sagt der 38-Jährige. Da müssen es nicht mehr die „Sprints“ über fünf oder zehn Kilometer sein.
Dass er den Halbmarathon sehr gut beherrscht, und im Speziellen den im Ermstal, hat der Läufer der LAV Stadtwerke Tübingen drei Mal in Folge bewiesen. „Der Ermstal-Marathon ist in der Gegend ein absoluter Spitzenlauf“, schwärmt Tomsich. Der Plan ist, dass Sieg Nummer vier angeheftet wird, sollten schnellere Kontrahenten auftauchen, wäre Tomsich einverstanden. Wichtig ist ihm nur, dass er Begleitung bekommt, an der er sich aus- und aufrichten kann.
Neben den Spitzenläuferinnen und -läufern ist die breite Masse am Start. Die jagt die eigenen Bestzeiten oder will einfach nur ankommen.
Manche müssen auch mitlaufen, wenn es sich beispielsweise um eine Trainingseinheit handelt. So wie bei den Handballern des TV Neuhausen, die in über doppelter Mannschaftsstärke durchs Ermstal stürmen. Man wird sie erkennen an den Trikots und ganz langsam sind sie im Übrigen auch nicht.
(Quelle: SWP/05.07.2025 / Wolfgang Seitz)