Leah Hanle kommt immer wieder ins Ermstal
Leah Hanle kommt immer wieder ins Ermstal
22.06.2025
Leah Hanle wird sich am 13. Juli wieder auf den Weg von Bad Urach nach Metzingen machen. Weil ihre Form gut ist, nimmt sie sich eventuell den eigenen Streckenrekord vor.
Ein bisschen gedauert hat es schon, bis Leah Hanle auf den Geschmack gekommen ist. Das hatte natürlich auch mit ihrem Studienaufenthalt in den USA zu tun. Da jettet man nicht einfach über den großen Teich zu einem Rennen im Ermstal. Als es dann 2022, nach der Corona-Pause, endlich geklappt hat, kam spontan im Ziel die Aussage: „Ich komme jetzt immer.“ Strahlend hat sie das verkündet. Kein Wunder, hat der Wirbelwind aus dem schönen Holzelfingen doch zuvor den Zehner nicht nur gewonnen, sondern auch gleich einen neuen Streckenrekord in den Asphalt gefräst (34:48 Minuten).
Und ein Jahr später stand sie wieder zum Interview bereit. Nach dem Zehner, nach einem fulminanten Sieg – und erneut musste der Veranstalter die Prämie für einen neuen Streckrekord berappen (34:02). Das Gesetz der Leah-Serie ist dann im vergangenen Jahr gerissen – zumindest teilweise. Ein drittes Mal ist die Holzelfingerin in einem Affenzahn von Bad Urach nach Metzingen gefegt. Die Strecke wird von jenen regelrecht geliebt, die in Sachen zehn Kilometer so ihre Erfahrungen haben. Es geht stetig bergab. Deshalb kommen auch laufend so tolle Zeiten heraus.
Überragend – auch ohne Rekord
Frau Hanle stürmte auch 2024 kurz nach den schnellsten Männern ins Ziel, hatte aber schon unterwegs gemerkt, dass es mit dem neuen Rekord wohl nichts wird. So rund vier Kilometer vor dem Ziel. „Er war trotzdem wieder überragend“, umschrieb sie ihren Sieg und die dabei gelaufenen 34:16 Minuten.
Was nimmt sie sich nun für den 13. Juli vor? „Ich hätte schon Lust, den Streckenrekord unter die 34 Minuten zu drücken, auf alle Fälle stimmt die Form“, sagt die 27-Jährige. Aber darf sie auch? Da wird ihr Trainer Jürgen Kerl ein Auge darauf haben, eine Lauf-Koryphäe, der auch Alina Reh Beine gemacht hat. Im vergangenen Jahr hat er Leah Hanle unter seine Fittiche genommen, die jetzt drei Wochen später bei der DM in Dresden fünf Kilometer und 3000 Meter Hindernis absolvieren soll. Zuvor wurde sie vom Vater gecoacht, der, wie die vergangenen Jahre zeigen, es alles andere als schlecht gemacht hat.
Passt jetzt ein ganz schnelles Rennen in den Plan? Oder eine andere Frage: Kann Leah überhaupt „normal“? Auf alle Fälle steht seit Anfang des Jahres der Ermstal-Marathon dick und fett im Kalender. Auch in jenem von Bruder Simon, der die kleine Schwester begleiten wird. Wer jetzt wem Beine macht, sei dahingestellt. Der Fußballer ist aber auf alle Fälle auch ein sehr guter Läufer, wie jüngst sein Sieg beim Lichtenstein-Trail bewiesen hat.
Wann fallen die Bestzeiten?
Mit dem neuen Coach läuft es sehr gut, sagt Leah Hanle. „Eine Bestzeit ist aber noch nicht gefallen“, kommt es fast ein bisschen einschränkend. Die Umstellung auf Beruf und Sport brauche aber einfach Zeit. In einem Reutlinger Unternehmen ist die Psychologin im Personalwesen tätig. Zeit zum Training bleibt aber scheinbar genügend.
„Bei der DM über die zehn Kilometer war ich kürzlich in 33:56 Minuten so schnell wie seit 2019 nicht mehr. Auch über fünf Kilometer bin ich eine Zeit gelaufen, wie schon lange nicht mehr-“ Der Papa hat’s gewusst und die Tochter erzählt es nicht ohne Stolz.
Was sie nach dem Ermstal-Marathon zu erzählen hat, steht noch in den Lauf-Sternen. Aber mal ehrlich; wer auf der Bahn 33:56 Minuten über zehn Kilometer läuft, kann doch auch auf der ultraschnellen Bergab-Strecke im Ermstal unter die 34 rennen. Das gilt aber auch für andere Kandidatinnen, die eventuell einen Start in Erwägung ziehen. Der Zehner der Frauen kann der Renner werden. (Quelle: SWP/22.06.2025 / Wolfgang Seitz)