Der Veranstalter wird gerupft
Der Veranstalter wird gerupft
14.07.2025
Bei idealen Bedingungen lässt es die Läuferschar im Ermstal krachen: Streckenrekorde für Leah Hanle, Dominik Notz, Aaron Nitschke, Markus Mockenhaupt und Mirjam Huber.
Das ist schon ein bisschen frech. Da biegt Dominik Notz, am Start für die LAV Stadtwerke Tübingen, als Erster auf die Zielgerade ein – und klatscht in aller gebotenen Ruhe mit seinen Fans ab. Dass am Ende mit 30:30 Minuten dann tatsächlich ein neuer Streckenrekord aufleuchtet, ist wiederum Zeugnis der hervorragenden Form, in der der Dettinger dieser Tage unterwegs ist. Sei es bei Bergläufen oder beim eher abschüssigen Zehner im Ermstal. Erst im vergangenen Jahr hatte er den eigenen Rekord auf 30:45 gedrückt. „Ich musste richtig Gas geben, wollte es nicht auf einen Zielsprint ankommen lassen. Erst zwischen Dettingen und Neuhausen konnte ich die Lücke reißen.“
Am anderen Ende der Lücke fegte Silvan Rauscher durchs Ermstal, ebenfalls gestartet mit dem Ziel, am Rekord zu schrauben. „Gegen den war heute kein Kraut gewachsen, Dome war einfach zu schnell, zog auf den letzten drei Kilometern weg“, erzählte der Münsinger von unterwegs. Die Platzierung hat ihm nicht ganz geschmeckt, die Zeit von 30:41 schon. Damit hätte er, ohne Dome, den Streckenrekord gebrochen. Anthony Tomsich wurde als Dritter gestoppt. Drei Mal in Folge hatte er den Halbmarathon gewonnen, fühlte sich jetzt aber einfach nicht fit für die 21 Kilometer. Der Tübinger hat deshalb reduziert. „Ich wollte bei diesem Super-Event einfach dabei sein.“ 32:49 Minuten waren gar nicht so schlecht.
Leah und die Jungs-Gruppe
Leah Hanle hatte sich eine Schallmauer vorgenommen. Unter 34 Minuten wollte sie rennen und überließ auf dem Weg dorthin nichts dem Zufall. „Ich habe mir die Split-Zeiten auf den Arm geschrieben“, zeigte sie bereitwillig das „Schriftstück“. Die schnelle Holzelfingerin hat dann flugs ein paar Männer um sich geschart, in erster Linie Bruder Simon, versäumte es aber nicht, sich ausdrücklich bei Raphael Lange zu bedanken. An den Münsinger konnte sie sich prima anhängen und das Vorhaben umsetzen. Mit 33:55 Minuten fräste sie einen neuen Streckenrekord in den Asphalt, nun schon den dritten. „Nach fünf Kilometern habe ich gemerkt, dass wir zulegen müssen.“ Und der kleine Wirbelwind hatte seine „tolle Jungs-Gruppe“ im Griff – sie taten der schnellen Chefin den Gefallen.
Überraschend schnelle Gäste
Im Halbmarathon tauchten Überraschungsgäste auf. Und die waren sehr fix unterwegs. Bei den Männern fand Arron Nitschke von „Down Under“ den Weg ins wunderschöne Ermstal. Nun ja, auf Urlaub war er schon in Deutschland, erachtete den Halbmarathon als perfektes Training. Duathlon ist das Ding des Sportlers vom „Adelaide University Athletic Club“. Er war voll des Lobes über die Streckenführung „lovely course“, freute sich, dass es von Bad Urach plötzlich bergab ging. Verbunden mit der „fantastic atmosphere“ ließ er sich zum neuen Streckenrekord von 1:08:10 Stunden treiben. Simon Stützel hatte sich in 2019 1;09:01 Stunden Zeit gelassen. Der Veranstalter wird mit Schrecken vernehmen, dass er eine weitere Teilnahme nicht ausschließen wollte.
Christian Reusch von der SG Dettingen unterhielt sich mit dem Sieger angeregt – im Ziel. Unterwegs hatte sich keine Gelegenheit ergeben. „Der war von Anfang an zu schnell“, so der Ermstäler, der sich über seine 1:10:13 und Platz zwei gar nicht beklagen wollte, obwohl er „komplett alleine“ laufen musste. Der vorne war bekanntlich weg, von hinten kam nichts.
Mocki hat es geahnt
Sabrina Mockenhaupt, die Wahl-Metzingerin, hatte für den Halbmarathon gemeldet, wollte ursprünglich „nur“ den Zehner laufen. „Ich mache das als Training, als hartes Training“, diktierte sie dem Journalisten in den Block. „Und dann gewinnst Du auch“? „Nee, nee, das ist die spätere Siegerin“, deutete sie auf Aude Larry. Die Französin macht derzeit ein Praktikum in Deutschland, ließ sich da schon bei diversen Lauf-Events sehen, hat durchaus Eindruck hinterlassen.
Und so sollte sich auch beim Ermstal-Marathon „Mockis“ Tipp bewahrheiten. Es war keineswegs die Überraschung, wie sie von den Conferenciers im Zielraum tituliert wurde. Aude Larry hatte es nach 1:22:46 Stunden geschafft, die „untrainierte“ und ein bisschen ältere Sabrina Mockenhaupt rauschte knapp hinter ihr ins Ziel (1:22:59). „Wir haben sie unterwegs echt nicht mehr gesehen“, verblüffte sich die frühere Weltklasseläuferin einmal mehr selbst mit ihren Sprint-Qualitäten. Ihr zeitgleicher Zwillingsbruder Markus konnte den Sachverhalt bestätigen.
Der schoss im Übrigen den Vogel ab. „Er ist verrückt. Genau wie seine Schwester“, sagte selbige. „Jetzt habe ich schon für den Fünfer gemeldet, dann laufe ich ihn auch“, bestätigte „der Verrückte“. Gemeldet hat ihn, das kam auch noch heraus, die Schwester. Richtig verrückt ist, dass er dann das Ding gewonnen hat, in 16:07 Minuten, vor Markus Heinkel von der SG Dettingen (16:19) und Tim Koch vom TSV Glems (16:31).
Mirjam Huber von der SG Dettingen war die schnellste Frau im Fünfer. „Es war das anstrengendste Rennen seit langem, aber ich bin echt zufrieden, es war gut“, sagte die Triathletin, die „komplett durch“ war, bis nächste Woche aber wieder erholt sein will, wenn der Triathlon in Tübingen steigt. Ihren 18:41 Minuten kam die U16-Läuferin von der TSG Münsingen, Naema Awale, noch am nächsten. Sie wurde nach 19:01 Minuten abgewunken.
(Quelle: SWP/14.07.2025 / Wolfgang Seitz; Bilder: Thomas Kiehl, Silke Euchner)